Bernsteinlicht


französische Barockmusik um 1700




Gedichte von Wolfgang Hermann aus „Schatten auf dem Weg durch den Bernsteinwald“
Limbus Verlag, Innsbruck 2013

Die dunklen Gedichte des Dichters Wolfgang Hermann tragen wunderbare lichte Momente in sich und verbinden sich kongenial mit französischer Barockmusik aus der Epoche Ludwig XIV., deren Schönheit immer wieder von süßer Melancholie eingefärbt wird.

Der Sonnenkönig war der von Gott und der Vernunft eingesetzte Mittelpunkt des irdischen Koordinatensystems. Er war ein sterblicher Gott. Seine Gnade beseligte, seine Ungnade tötete. Dieses von Ludwig XIV. erschaffene System zur Beherrschung Frankreichs, spiegelte sich auch in der perfekten Symmetrie der Gärten von Versailles, der Plätze und der Paläste seines Reiches. Sogar die Frosch-Skulpturen der Wasserkünste in Versailles saßen in regelmäßigen Abständen und spritzten die gleichen tadellosen Kurven.

Das Genre der Kammermusik jedoch entgegnete all den Reglementierungen des Hofstaates mit raffinierten asymmetrischen Strukturen, die den Hörer beständig überraschten und sein seelisches Gleichgewicht irritierten. Die französische Kammermusik wurde zum Experimentierfeld abseits des Hofes und bildete einen Kontrapunkt zu den prunkvollen und repräsentativen Hofopern und Balletten Lullys.

Auch in der Malerei zeigten sich subtile Strömungen, die das strenge aristokratische System unterminierten. Der Maler Antoine Watteau war nicht an den Hof gebunden und entwickelte eine unabhängige, allem Althergebrachten entgegengesetzte Bildsprache. Die im Vordergrund dargestellten Figuren wirken hier oftmals dunkel und geheimnisvoll und kontrastieren mit einem asymmetrisch komponierten taghellen Hintergrund. Diese ungewöhnliche Bildkomposition könnte auf die Hoffnung auf eine freiere Zukunft hinweisen.

Die Gestaltungselemente Licht und Schatten finden wir auch in der Kammermusik dieser Zeit wieder. Die Kontraste von Hell und Dunkel werden durch die vielfältigen dichten Verzierungen erschaffen. Diese spezifisch französischen Ornamente oder auch „notes de goût“ genannt, geben Raum für Gefühl und den Ausdruck der Leidenschaften und sind also keine toten, abgenützten Floskeln.



PHOENIX BAROQUE AUSTRIA


Anne Marie Bösch

/ Flûte à bec
David Bergmüller / Theorbe
Wolfgang Hermann / Lesung, Gedichte



Programm


Wolfgang Hermann Gedichte aus „Schatten auf dem Weg durch den Bernsteinwald“
Limbus Verlag, Innsbruck 2013


Pierre Danican Philidor (1681-1731)
Cinquième Suitte, Premier oeuvre, Paris 1717, e mineure
Très lentement / Allemande /
Sarabande: Très tendrement / Gigue: Gayement

Jean-Marie Leclair (1697-1764)
Aus der Sonate opus IX No.7, G Majeure,
Aria: Affetuoso

Michel de La Barre ( 1675-1745)
Aus der Sonate L´inconnue, G Majeure
Chaconne

Anne Danican Philidor (1681-1728)
Aus der Sonate pour la Flûte à bec de Livre de pieces, 1712 , d mineure
Lentement / Fugue /
Les notes égales et détaches

Jacques Martin Hotteterre (1674-1763)
Aus Premier livre op.2, Troisième Suitte
Allemande (Piqué): Les Cascades de St. Cloud
Sarabande: La Guimon
Courante (Legerement): L´indiferente

Anonym/Marin Marais/ P.B.Bellinzani/Anne Marie Bösch (um 1700/2015)
Partite di Follia, d mineure

François Couperin (1668-1733)
3ième livre de pièces de clavecin
Le Rossignol en amour, D Majeure